In Spanien hatte sich im 18. Jahrhundert eine besondere Form von Passionsandachten herausgebildet, bei denen die „Sieben letzten Worte Jesu“ nicht nur gelesen und ausgelegt, sondern auch mit Musik zwischen diesen Teilen der Andacht vertieft wurden. Der andalusische Adlige und Priester Don José Saluz de Santamaria, der unter der Pfarrkirche des Rosenkranzes in Cádiz eine höhlenartige Kapelle, die Santa Cueva, hatte bauen lassen, wünschte sich hier für die Passionserzitien Musik des „berühmtesten Komponisten“ seiner Zeit. Ein Freund des Marquis, der auch mit Joseph Haydn befreundet war, sollte den detailgenau formulierten Auftrag übermitteln.
Haydn hielt sich an die Vorgaben und schrieb sowohl für Orchester als auch für Streichquartett sieben Adagiosätze (Sonaten), mit einer Dauer von jeweils sieben bis acht Minuten, dazu eine „introduzione“ und ein „terremoto“ als dramatischem Schlusssatz. Dabei leitete er die thematische Idee zu jeder „Sonate“ aus dem jeweiligen Erlöserwort ab. So kann man die lateinische Deklamation in der silbengetreuen Übertragung der Bibelverse in den Anfangsmotiven der Sätze mithören.
Schon in der 1. Sonate „Pater, pater, dimitte illis“ (Vater, vergib ihnen) ist die „instrumentale Klangrede“ deutlich zu erkennen. Besonders eindrucksvoll ist sie in der 4. Sonate: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Haydn hat hier die lateinische Übertragung gewählt: „Deus meus, Deus meus, utquid dereliquisti me?“ Die 6. Sonate ist die schwermütigste und zugleich der Höhepunkt des Sonatenzyklus: „Consummatum est“ – Es ist vollbracht.“ Alle vier Instrumente beginnen im Unisono.
Zum Kompositionskonzept seiner „Musica instrumentale sopra le 7 parole del nostro Redentore in croce“ äußerte Haydn sich so: „Jedweder Text ist bloß durch die Instrumental Music dergestalten ausgedruckt, dass es dem unerfahrensten den tiefsten Eindruck in Seiner Seel erwecket …“. Die Zuhörer sollen den Eindruck gewinnen, dass die Worte Jesu am Kreuz „wahr und feierlich“ wiedergegeben sind. Die „Sieben letzten Worte“ erhalten so den Stellenwert eines Vermächtnisses, eines Testaments.
Beim Konzert in der Heilig Kreuzkirche wird die Verbindung von Bibeltext und Musik, wie sie in Cádiz üblich war, beibehalten und in Texten von Alfons Hämmerl in unsere Zeit übertragen „Die im frühen 18. Jahrhundert entstandene Tradition der Sieben letzten Worte des Erlösers am Kreuze soll das Passionsgeschehen aufschließen als Identifikations- und Interpretationsraum auch für heutige Erfahrungen menschlichen Leidens. Manche in Palliative Care tätigen Seelsorger betrachten die traditionell überlieferten sieben Worte Jesu als eine Art „Programm zum guten Sterben“ und finden in ihnen Impulse mit bleibender ‚Gültigkeit – nicht nur für Gläubige.“
Eintritt 10 € / erm. 5 € – Abendkasse ab 16:30 Uhr.
Das Talon Quartett
Louis Vandory (Violine) wurde im Alter von elf Jahren Jungstudent bei Prof. Sonja Korkeala an der Hochschule für Musik München, seit 2017 studiert er dort Geige bei Prof. Julia Fischer und darüber hinaus Bratsche bei Prof. Nils Mönkemeyer. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei Ana Chumachenco, Vadim Gluzman, Aaron Rosand und Augustin Hadelich. Als Kammermusiker konzertierte er bei international angesehenen Festivals mit Künstlern wie Julia Fischer, Daniel Müller-Schott, Alexander Sitkovetsky, Yulianna Avdeeva, Christian Poltera und dem Goldmund Quartett.
Solistisch trat er mit Orchestern wie dem Prager Kammerorchester, der Dresdner Philharmonie, der Kammerakademie Potsdam und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen auf.
Neben mehreren Bundespreisen bei „Jugend musiziert“ erhielt er 2017 den „Ana Chumachenco Young Artist Award“ und 2019 den 1. Preis beim „Internationalen Kammermusikwettbewerb Gerhard Vogt“. Seit 2016 ist er Stipendiat von Yehudi Menuhin Live Music Now.
Fabian Jüngling (Violine), geboren 1999 in Kaufbeuren, erhielt seinen ersten Violinunterricht im Alter von fünf Jahren und wurde 2014 als Jungstudent bei Prof. Rudens Turku am Landeskonservatorium Feldkirch aufgenommen. 2022 schloss er sein Bachelorstudium an der Hochschule für Musik Würzburg in der Klasse von Prof. Sören Uhde ab. Aktuell absolviert er sein Masterstudium an der Hochschule für Musik München bei Prof. Lena Neudauer und Prof. Julia Fischer.
Weitere musikalische Impulse erhielt Fabian bei Meisterkursen von renommierten Künstlern wie Lihay Bendayan, Herwig Zack, Ingolf Turban, Sophia Jaffé und Tabea Zimmermann.
Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ erreichte Fabian über 20 erste Preise, sowohl auf der Geige als auch auf dem Klavier. Im Jahr 2014 wurde Fabian mit dem Jugendkulturpreis der Stadt Kaufbeuren ausgezeichnet.
Von 2021 bis 2023 war Fabian Akademist beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei dem er im Moment mit einem Zeitvertrag angestellt ist. Zudem spielt er regelmäßig Projekte bei der Kammeroper München, dem HR-Sinfonieorchester sowie den Münchner Philharmonikern.
Isidora Timotijevic (Viola) wurde 1997 in Belgrad (Serbien) geboren. Sie absolvierte ihr Bachelor-Studium bei Thomas Riebl an der Universität Mozarteum in Salzburg und studiert derzeit bei Roland Glassl an der Hochschule für Musik und Theater München. Nach einer Spielzeit als Vorspielerin im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz ist Isidora ab der Saison 2023/24 als Solobratschistin im Münchener Kammerorchester engagiert.
Sie trat bereits mit der Camerata Salzburg, der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein, den Salzburg Chamber Soloists und dem Sinfonieorchester Liechtenstein auf. Isidora nahm am Kammermusikfestival Musique à Marsac in Frankreich teil, am Musikfestival Eggenfelden klassisch (Deutschland), Alderney Chamber Music Festival (Großbritannien), Esbjerg International Chamber Music Festival (Dänemark) sowie Festival Next Generation in Bad Ragaz (Schweiz).
Isidora spielt eine Bratsche von Bernd Hiller aus dem Jahr 2015.
Valentin Lutter (Violoncello),*1996, erhielt im Alter von sieben Jahren seinen ersten Cello-Unterricht bei Susanne Lohse. Nach seinem Abitur studierte er an der Musikhochschule in München Schulmusik und Cellopädagogik bei Clemens Weigel und Katalin Rootering. Von 2020 – 2024 studierte er ebenfalls in München Violoncello mit künstlerischer Studienrichtung bei Matthias Gredler. Diesen Studiengang schloss er mit Bestnote ab. Im Sommersemester 2024 wird er sein künstlerisches Masterstudium an der Musikhochschule in München beginnen.
Wichtige musikalische Impulse erhielt er u.a. von den Professoren Dirk Mommertz, Maximilian Hornung, Wen–Sinn Yang, Reiner Ginzel, Kristin von der Goltz, Silke Avenhaus und Raphaël Merlin.
Regelmäßig tritt er solistisch und in kammermusikalischen Besetzungen auf.
In der vergangenen Spielzeit hatte er einen Zeitvertrag als Cellist im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.